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konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knabens aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte.
Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen.
Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen.
2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit.
Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares, sonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater so lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen umher: der Riese
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Extrahierte Personennamen: Klein_Roland Roland Roland Karl Karl Bertha Grimm Bertha Roland Karls Bertha Roland_Schildtrger Karl Roland
70 Der Harz.
Sage vom Ilscnstein.
Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels-
masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung.
Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale
zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein; aber von ihrer häßlichen Tochter
Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold
und Edelsteine die Fülle besofz. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den
Weg zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß
er bei ihnen bliebe.
Das gelang der Hexe
auch. Allein nach einiger
Zeit entrann Rolf ihnen
doch und kam glücklich
auf den Jlsenstein. Die
Schönheit der Prin-
zessin Ilse und die Gast-
srenndschast des Königs
fesselten ihn so, daß er
gern im Schlosse blieb.
Ja, der alternde König
gab ihm seine Tochter
Ilse zur Gemahlin.
Darüber entbrannte der
Haß der Zauberin, und
sie trachtete nach Rache.
In der Walpurgis-
nacht gewann sie den
Beistand des Tensels
und sandte ungeheure
Wassermassen vom
Brocken gegen Jsnngs
Schloß. Die donnern-
den Wogen unterwühl-
ten den Felsen, bis er
mit dem Schlosse zu-
sannuenstürzte. Rolf
und Jsung kamen elend
nm, uur Ilse rettete
sich auf den Felsen,
der jetzt das Krenz
trägt. Dort irrt sie
seitdem umher und
sucht ihren Gemabl.
Wer sie erlösen will,
> c- muß ihr in der Geister-
^ljefalle un Harz. stunde des 1. Mai be-
stimmte Waldblumen
bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder im Bade belauscht, den verwandelt
sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhauge-
3. Der iliitciljnn.
Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach
So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer-
schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz
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friedlich legten vor der Insel Scbroert und Schild und flxt sie nieder, und die Kinder brachen fröhlich sich die ersten Weidenblüten und die Veilchen an dem Ufer.
Rud der Klause trat, geschmückt im Priesterkleide, fridolinue.
Und er führte zu dem Ufer
hin die Schar der Neubekehrten,
und er taufte sie im Damen
des dreiein’gen Christengotted.
fridolinuö aber legte
noch desselben Tage den Grundstein
zu dem Kloster und dem Städtlein.
(D. v. Scheffel, Der Trompeter Von Säckingen.)
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4.
Eben hatte Graf flsmus feinen gewichtigen Wurf getan, als feine Gattin auf dem Kampfplatze ankam, freudig fiel ihm die zuvor Trauernde um den hals und dankte Gott für den Sieg, den er ihrem Gemahl verliehen. Sie kam zur rechten Stunde; denn eben verlieh den Grafen seine Kraft, fluch der Rosenberger batte mannhaft zugeschlagen, und wo sein hieb fiel, klaffte eine tiefe Wunde. Sorgsam verband die Gräfin des Gemahls Wunden, dann reichte sie dem wankenden die Hand und führte ibn auf die Burg, wo er bald genas unter ibrer liebevollen Pflege.
Dem Rosenberger erging es nicht so erfreulich, wenigstens leitete ihn keine liebende Hand nach Haufe. Doch sandte die
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konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knaben aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte.
Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen.
Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen.
2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit.
Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares fonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater fo lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen herum: der Riese
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Extrahierte Personennamen: Klein_Roland Roland Roland Karl Karl Bertha Grimm Bertha Roland Karls Bertha Roland_Schildtrger Karl Roland
12. Das Rittertum.
Mutter, was ist Gott?" so fragte schnell der Knabe. Da erzhlte ihm bte Mutter, da Gott lichter als der Tag sei; ihn solle er stets in der Not anflehen, ihm immer bte Treue halten. Doch schlimm sei der Teufel, schwarz von Aussehen, vor ihm und jebem Zweifel mffe er sich hten. So wuchs der Knabe zum Jngling heran und kannte nichts als seine Mutter und den Wald um sein Heimathaus. Da mit einem Male tat sich ihm eine neue, herrliche Welt auf. Als er einst im Walbe umherstreifte, hrte er in der Ferne Hufschlag und Speergeklirr. Gleich bachte er, es wre der Teufel und stellte sich mit feinem Jagdspeer auf, ihn anzugreifen. Da kamen zwischen den Bumen hervor vier gepanzerte Ritter, herrlich anzusehen, und ba sich die Sonne in ihren Rstungen spiegelte, glaubte der trichte Knabe nun wieder, es sei der liee Gott. Er fiel auf die Knie und rief mit lauter Stimme: Hilf Gott, du kannst wohl helfen!" Als die Ritter dies hrten, lachten sie der ihn und erklrten, da sie Ritter vom Hofe des Knigs Artus wren. Sogleich fragte er, was denn Ritter feien, und fo erfuhr er von dem herrlichen Leben und besonders von den Kmpfen, welche Ritter bestnden. Dann ritten sie weiter. Den Jngling aber fate heie Begierde, auch folch ein Ritter zu werden; er lief sogleich zur Mutter zurck und verkndete ihr, was er gesehen. Zu Tode erschrocken versuchte sie, seinen Willen zu brechen. Aber alles half nichts, er wollte zum Hofe des Knigs Artus reiten. Da erfann sie eine Lift. Um ihn dem Spott der Leute aus-zusetzen und ihn zur baldigen Umkehr zu bewegen, gab sie ihm ein elendes Pserd und nhte ihm Narrenkleider. Aus grobem Sacktuch waren Hemd und Hose, die nur bis zum nackten Knie reichte; grobe Stiefel und Gamaschen aus frischer, rauher Klberhaut deckten die Fe, so da er gar wunderlich anzusehen war. Noch eine Nacht blieb er auf Bitten feiner Mutter. Kaum begann aber der Tag zu grauen, da erhob er sich, nahm Abschied und ritt davon, um König Artus' Hof zu suchen. Als Herzeloyde ihr Kind nicht mehr sah, sank sie zu Boden und starb.
Nach manchen Abenteuern gelangte Parzival an den Hof des Knigs Artus. Hier nahm sich ferner der greife Ritter Gurnemanzan und wurde fein Erzieher in allen ritterlichen Tugenden und Pflichten. Er erhielt kostbare Kleider, lernte die Waffen führen, hrte, da jeder wahre Ritter Milde und Erbarmen gegen die Armen zeigen und den Frauen mit reinem Herzen dienen mffe, und wrbe barauf hingewiesen, ba ihm nicht anstehe, viel zu fragen. Als er bies alles kennen gelernt hatte, machte sich Parzival auf, um wie ein echter Ritter Abenteuer zu bestehen. Nach einem lngeren Ritt kam er zu einem Schlo, beffen Herrin, die schne Knigin Kondwiramur, von ihren Feinden hart bedrngt wurde. Eingedenk seiner Ritterpflicht ver-
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44
Deutsche Geschichte.
sprach er, Leib und Leben fr sie zu wagen; er besiegte alle Gegner, und Kondwiramur wurde sein Weib. Er liebte sie von ganzem Herzen, und diese Liebe trstete ihn und hielt ihn aufrecht in allen Unglcksfllen, die ihn im spteren Leben treffen sollten. Denn nach kurzer Zeit trieb seine Kampfes-lust ihn wieder in die weite Welt, auch wollte er seine geliebte Mutter auf-suchen.
Nach schmerzlichem Abschiede kam Parzival am Abend an einen See und traf dort einen prchtig gekleideten Mann in einem Fischerboote. Dieser wies ihn zu einer Burg, in der er im Namen des Fischers Einla begehren sollte. Parzival fand die Burg und wurde mit groer Hflichkeit und Freude empfangen. Nachdem er sich gewaschen und Festkleider empfangen hatte, wurde er in den Knigssaal gefhrt, wo ihn ungeahnte Wunder erwarteten. Wnde, Tische und Sitze waren von mrchenhafter Pracht, aus kostbaren Marmorherden brannte duftendes Holz. An der einen Feuersttte lag der Burgherr auf kostbarem Ruhebette und in teure Pelze gehllt, aber in qual-vollen Schmerzen. Um ihn lagen auf hundert prachtvollen Ruhebetten vier-hundert Ritter. Da ffnet sich ein stahlblanke Tr, herein kommen vier Jungfrauen, in dunklen Scharlach gekleidet, welche vier goldene Leuchter tragen; ihnen folgen acht andere in grnem Sammet, die einen funkelnden Tisch, dessen Platte aus edlem Granatstein ist, vor den König stellen. Sechs andere in glnzendem Seidengewande bringen silberne Gerte. Als letzte tritt die schnste und edelste Jungfrau herein; in ihren Hnden trgt sie den Gral, jene kostbare Schssel, in der einst das Blut des Heilandes am Kreuz aufgefangen war, und von der seitdem Heil und Segen sr alle aus-strmte. Sie stellt den Gral vor den kranken König, dessen Gesicht sich bei dem Anblicke erhellt. Dann beginnt ein prchtiges Mahl. Die Kmmerer bringen schwere goldene Becken, in denen sich jeder Ritter die Hnde reinigt, während ein Page das Handtuch reicht. Hundert Tafeln werden hereingetragen, mit blendend weien Tischtchern bedeckt. Vier Wagen rollen durch den Saal, die Goldgeschirr in Flle tragen. Alle Speisen aber spendet der Gral, ob warm oder kalt, ob frisch oder alt, ob wild oder zahm; dem Gral entquillt ein Strom von Segen. Die ganze Ritterschaft ist beim Gral zu Gaste. Gern htte Parzival wohl gefragt, was dies alles bedeute, aber er gedachte der Mahnung des Gurnemanz, vieles Fragen zu vermeiden. So fchwieg er aus feinem Anstand, auch als ihm der Burgherr ein kostbares Schwert berreichen lie. Als das Mahl vorbei war, wurden die Wagen hinausgerollt, die Tische fortgetragen. Zuletzt nahm die edle Jungfrau den kostbaren Gral aus dem Saal, der König wnschte Parzival gute Ruhe fr die Nacht, Pagen fhrten ihn in ein prchtiges Schlafgemach und halfen
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10
Deutsche Geschichte.
blo blieben. Ihre Speisen waren Milch, Kse, Fleisch, wildes Obst, Wild-bret und Fische. Infolge ihrer Lebensweise und des stndigen Ausenthaltes in der freien Natur waren die alten Germanen, die Männer wie die Frauen, kraftvolle Gestalten, deren Gre den Rmern auffiel; khn blickten ihre meist blauen Augen in die Welt, rotblondes Haar umwallte ihr Haupt.
sfjeogton. Religion. Der Gtterglaube der alten Germanen grndete sich auf die Naturerscheinungen ihres Landes, aus die Segen spendende Sonne und die von ihr befruchtete Erde, auf den Sturmwind, den Donner und Blitz, und dazu auf die von ihnen am meisten geschtzte Heldenkraft. Darum bauten sie ihren Gttern auch keine Tempel oder errichteten Bilder von ihnen; in uralten, heiligen Hainen beteten sie und opferten Feldsrchte und Tiere, meist Rosse. Ihr hchster Gott war W u o t a n oder W o d a n, der Allvater und Gtterknig, von den nordischen Vlkern Odin genannt. Einugig, mit wallendem Barte, aus dem Haupte den mit Adlerfittichen verzierten Helm, umhllt von einem weiten, blauen Mantel, so sitzt er sinnend aus seinem Stuhl in den Wolken oder fhrt durch die Lste. Zwei Raben, Hugin und Munin, bringen ihm Kunde von allen Geschehnissen aus der Erde. An seiner Rechten lehnt der eschene Speer, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlse, die ihm geweihten Tiere, weil sie die Schlachtfelder aufsuchen. Denn Wodan ist nicht nur der Segen spendende Gott des Himmels, er ist vor allem der Schlachtengott, der den Sieg den tapfer kmpfenden Helden verleiht. Auf achtfigem Schlachtro reitet er einher, golden strahlt sein Panzer und sein Helm, er schwingt den gewaltigen Speer und streckt seine Feinde nieder. Die in der Schlacht gefallenen Krieger lt er von seinen Schildjungfrauen, den Walkren, nach seiner Himmelsburg, Walhall, emportragen. Dort drfen sie in ewiger Freude mit ihm schmausen oder sich an frhlichem Jagen und Kmpfen ergtzen. Die Feigen aber kommen in das dstere, unterirdische Reich der finstern Todesgttin H e l. Auch der Gott der Toten, die im Innern der Berge wohnen, ist Wodan. Ihm war der Mittwoch heilig, der im Englischen noch heute nach ihm Wednesday (Wodanstag) heit.
Wodans Gattin istfreija, der die Ehe und das Familienleben heilig war. Darum trgt sie die Schlssel des Hauses an der Seite. Sie heit auch Holda" und belohnt, wie das Mrchen von Frau Holle zeigt, die fleiigen Mgde und straft die faulen. Als Frau Berchta oder Bertha zieht sie mit langwallendem Schleier durch die Lande und berwacht das Spinnen an den Winterabenden. Ihr ist der Freitag geweiht.
Der einarmige Kriegs- und Schwertgott ist Ziu, nach dem der Dienstag (englisch Tuesday) genannt ist. Wodans und der Erdgttin Jrd
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210
Dritte Periode des Mittelalters.
dürfen und gelobte Treue. Gewöhnlich erfolgte die Einwilligung
der Dame, und ein Ring besiegelte die eingegangene Verbindung.
Der Gebrauch, welcher hie und da bei der Aufnahme in den Ritterstand geübt wurde, die Haare zu scheren, kam auch manchmal beim
Eintritt in den Minnedienst vor. Der Ritter trug nunmehr die
Farben seiner Dame und auch ein Wappenzeichen, welches sie ihm gegeben hatte. Es war dies bald ein Ring, ein Gürtel, ein Band, ein Schleier oder ein Ärmel, welchen sie selbst getragen. Dies be-sestigte der Ritter zu Ehren seiner Dame auf der Lanze oder dem Schilde, und je zerfetzter es aus dem Kampfspiele oder blutigen Strauße hervorging, desto größer war die Freude. Gegen ein neues Zeichen gab es der Ritter öfter seiner Dame zurück, welche es wie den schönsten Schmuck trug. Schon frühzeitig war es Sitte gewesen, daß die Ritter kunstreich gearbeitete Feldbinden und Gewänder von ihren Damen erhielten und ihnen zu Ehren trugen.
Durch diese Auszeichnung, welche das Rittertum dem weiblichen Geschlechte erwies, vergaßen die Frauen wohl ihre eben errungene Stellung und betrachteten nicht selten ihre Ritter als ein Spielzeug, mit dem sie in heiterer, spaßhafter Laune sich die Zeit zu verkürzen erlaubten. Sie ließen sich nämlich nicht daran genügen, von den Rittern im allgemeinen Beweise der Liebe zu verlangen; sie forderten auch im besondern als Beweis des Gehorsams, des Mutes und der Aufopferungsfähigkeit diese oder jene Unternehmung, welche die Geduld der Männer und die Laune der Frauen erkennen läßt. Der Ritter wurde oft in Aussicht auf besondere Gunst mit Ausgaben beladen, welche er nicht erfüllen konnte, und durch furchtbare Ungnade bestraft, welche er, weil es Mode war, mit größter Selbstverleugnung und meist mit wirklichem Schmerz ertrug. Der Tannhäuser, ein Minnesänger des 13. Jahrhunderts, geißelte diesen weiblichen Übermut mit folgenden Worten: „Bald foll der Dame ich den Salamander bringen, die Rhone bald in Nürnberg strömen lassen, die Donau, dann den Rhein hinüber schwingen und noch auf meiner Bitt' Erhörung passen. Ja, Dank sei ihr, ihr Nam' ist Gute; sprech' ich ein Ja, so spricht sie Nein; sie will den heil'gen Gral selbst Han, den Parzival gehütet hat; des Apfels gert sie drauf zur Statt, den Paris Venus hat gegeben; den Zaubermantel auch daneben, der nur den treuen Frauen paßt. O weh, ich bin ihr ganz verhaßt, schaff' ich ihr nicht die Arche rasch zur Hand, daraus Herr Noah Tauben hat entsandt."
Nicht alle Ritter wußten sich so gut über die Launen und den
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Kapitel Ii. Römische Sagen, 41
kleidet, und kam in das Zelt des Königs. Da sah er zwei prächtig gekleidete Männer stehen, von denen der eine den Soldaten ihren Sold auszählte. Den hielt er für den König und stieß ihn nieder. Er hatte aber den Schreiber getötet und nicht Porsena. Man ergriff ihn und drohte mit schrecklichen Martern. Doch Mn eins, so hieß der Jüngling, steckte seine rechte Hand in ein Kohlenfeuer und ließ sie verbrennen, um zu zeigen, daß er alle Schmerzen verachte. Da rührte den König solche Tapferkeit, und er begnadigte den Jüngling. Mueius bekam nun den Beinamen Scaevola (d. h. Linkshand).
Nun ließ sich Porsena auch zum Frieden bereit finden.
3. Cloelia.
Znm Beweise, daß die Römer auch nicht wieder Krieg anfangen wollten, mußten sie Geiseln stellen, zehn Jünglinge und zehn Jungfrauen. Unter diesen Mädchen war auch die edle Cloelia. Die mochte sich nicht in die Hände der Feinde geben lassen, sondern riß sich los und sprang in den Tiber und durchschwamm den Fluß glücklich. Zwar wurde sie zu Porsena zurückgebracht, doch der edle König vergab ihr, ließ sie frei, und sie durfte sich
sogar noch ein paar Freundinnen mitnehmen.
4. Cornelia.
Eine andere hochherzige Römerin war die vornehme Cornelia. Einst
war sie mit einer Freundin zusammen, und diese zeigte ihr prahlend alle
ihre Kostbarkeiten. Endlich fragte sie, ob denn Cornelia auch solche Schmucksachen habe. Da rief diese ihre beiden Söhne herbei, stellte sie bei sich auf und sagte: „Das find meine Kleinodien, meine lieben, wohlerzogenen Söhne." Beschämt ging die eitle Freundin nach Hause.
Iii. Deutsche Sagen.
Kapitel L Die Nibelungensage.
§ i. Die Geschichte vom I)ort.
Einst wanderten Odin (der in Deutschland auch Wodan hieß) und Loki und Hönir, drei mächtige Götter aus dem Geschlechte der Äsen, durch die Welt hin. Da fanden sie einen Wasserfall, in dem eine Fischotter sich vergnügte. Sie schlugen die Otter tot, zogen ihr den Balg ab und nahmen ihn mit. Abends kamen sie zu einem Riesen und baten um Einlaß. Der Riese sah den Otterbalg und erkannte, daß es seines Sohnes Otter Haut sei. Die Fischotter war nämlich kein anderer als Otter, des Riesen Sohn gewesen, der in dieser Gestalt sich Fische zu sangen pflegte.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]